Schwermetall Ausleitung

Woher kommt eine Schwermetallbelastung?

Die tägliche Exposition gegenüber potentiell toxischen Metallen ist umweltbedingt und wird häufig nicht wahrgenommen. Durch unsere Atmung, unsere Nahrung, Medikamente unser Trinkwasser und Zigarettenrauch gelangen verschiedene toxische Stoffe in unseren Körper. Diese können zu chronischen Erkrankungen führen. Aus meiner Erfahrung sind es gerade die Patienten mit chronischen Krankheiten, die ein Problem mit der zellulären Entgiftungsleistung haben.

Eine große Rolle spielen Aluminium, Arsen, Blei, Cadmium, Nickel, Palladium, Quecksilber, Titan, Zinn und weitere Elemente, die aus unterschiedlichen Quellen stammen. Zahnmetalle stellen eine besonders starke Expositionsquelle dar, da sie über lange Zeit Metallionen in den Körper abgeben können. Im Jahr 1989 wurden in der Bundesrepublik noch 90 Millionen Amalgam-Füllungen eingesetzt. In vielen Ländern ist Amalgam schon verboten (Schweden, Norwegen, Schweiz, Russland, u.v.a.)

Schwermetalle und andere Giftstoffe beeinträchtigen die biochemischen und biophysikalischen Eigenschaften der Zellen und der extrazellulären Matrix. Sie sammeln sich über Jahre und Jahrzehnte im Körpergewebe an, beispielsweise im Fettgewebe der Nerven, der Brustdrüsen, des Knochenmarks, und der Nebennieren.

Da gerade im Alter die körpereigene Entgiftungskapazität abnimmt, kommt es zu einem krankmachenden Ungleichgewicht. Der Organismus läuft auf Hochtouren um den Körper von diesen Giften zu befreien. Dadurch werden mehr freie Radikale gebildet. Das ist ein normaler körperlicher Vorgang in unseren Zellen und schützt unsere Zellen.

Schäden entstehen zum Beispiel dadurch, dass Schwermetalle die Funktion der Mitochondrien (Energiekraftwerke des Körpers) stören, die Funktion von Enzymen beeinträchtigen, Zellreparatur behindern und Zellkommunikation negativ beeinflussen. Ebenfalls wird die Funktion des Immunsystem in erheblichem Maße beeinträchtigt. Aus diesem Grund führe ich in meiner Praxis bei Vorliegen einer chronischen Erkrankung immer auch eine Untersuchung auf Schwermetallbelastungen durch. Durch Ablagerung in der extrazellulären Matrix kommt es aber auch zu strukturellen Veränderungen. Eine Belastung mit Schwermetallen oder anderen Giftstoffen fördert die Entstehung chronischer Erkrankungen wie zum Beispiel Krebs, Morbus Alzheimer, Multiple Sklerose, Morbus Parkinson, chronisches Müdigkeitssyndrom, psychische Erkrankungen wie Depressionen etc.

Was sind Chelatbildner

Hier handelt es sich um künstliche Aminosäuren, deren Haupteigenschaft es ist Metalle, vor allem giftige Schwermetalle wie z.B. Blei, Quecksilber, Palladium, Kupfer, Cadmium, Aluminium usw. im Körper zu binden, um sie wasserlöslich zu machen, so dass sie über die Nieren ausgeschieden werden können. Deshalb werden sie sowohl bei Metallvergiftungen als auch zur Behandlung von arteriellen Verschlusskrankheiten eingesetzt.

Die so gebundenen giftigen Metalle können dann über den Urin ausgeschieden werden. Die wichtigsten verwendeten Aminosäuren heißen:

entwickelt worden. Sie ist kein alternatives Behandlungsverfahren und keine besondere Therapie, sondern die weltweit einzige von der WHO anerkannte wissenschaftlich praxistaugliche Diagnostikmethode zum Nachweis chronischer Schwermetallbelastung.

Nachweis einer chronischen Schwermetallbelastung:

In meiner Praxis führe ich den Nachweis einer chronischen Metallbelastungen nach dem Protokoll der deutschen Ärztegesellschaft für klinische Metalltoxikologie mit den sogenannten Chelatbildnern Calcium-EDTA, DMSA und DMPS durch. Schwermetalle sind Im Blut in der Regel nur in aller kleinsten Mengen zu finden, für den Nachweis einer chronischen Schwermetallvergiftung ist Blut daher nicht geeignet.

Dieser Nachweis ist nur mit einem Provokationstest möglich. Dabei wird dem Körper unter anderem eine Lösung intravenös zugeführt, die verschiedene Mineralstoffe und Vitamine enthält, vor allem aber Chelatbildner. Diese werden im Körper nicht verarbeitet. Sie haben eine reine Transportfunktion für die Schwermetalle. Beim Durchströmen des Körpers binden sie Schwermetalle an sich und verlassen ihn dann mit den Metallen beladen über die Nieren. Kupfer und Zink sind physiologisch im Körper vorhanden und werden für einen gesunden Stoffwechsel benötigt. Es ist unvermeidlich, dass diese mit ausgeschieden werden. Daher ist bei der Ausleitung wichtig, diese Stoffe bei Verlust laborkontrolliert wieder zuzuführen.

Der Provokationstest liefert reproduzierbare und vergleichbare Ergebnisse, auf dieser Basis kann, je nach Art und Schwere der Belastung, ein individueller Therapieplan erstellt werden und die Ausleitungsergebnisse im Verlauf als auch am Ende der Therapie kontrolliert werden.

Eine Stunde nach Ende der Infusion wird der Urin des Patienten gesammelt und zur Untersuchung in ein Speziallabor gegeben. Dort wird er auf 34 verschiedene Metalle untersucht.
Dieser große Umfang ist dringend erforderlich, um die Gesamtsituationen erfassen zu können und um keine Belastungen mit selten vorkommenden Metallen zu übersehen. Heute wissen wir, dass schon kleinste Mengen unpopulärer Schwermetalle durchaus hochgiftig sein können.

Diagnostik

Eine Ausleitung ist mittels einer Chelattherapie (Infusionstherapie) sehr einfach, jedoch müssen neben der Aufklärung des Patienten einige Untersuchungen vor Therapiebeginn durchgeführt werden:

  • Ausführliche Anamnese und bestehende Medikation
  • Kardiologische Untersuchungen mit DKG
  • Laborstatus inklusive großes Blutbild und Nierenfunktionsleistungen
  • Gentest zur Aufdeckung von mangelnder Entgiftung
  • Mobilisationstest zur Feststellung von Belastungen

Des Weiteren ist als Vorbereitung und während der Behandlungsdauer eine zwingend notwendige Ergänzung von Vitamin, Mineralien und essentiellen Spurenelementen vorgesehen die auf die Bedürfnisse des Patienten abgestimmt werden.

Gibt es Komplikationen und Risiken der Chelattherapie?

Die Chelat-Therapie ist nicht gefährlicher als viele andere Eingriffe. Seit 1983 führten Ärzte allein in Deutschland über zwei Millionen Infusionen durch. Bislang gab es laut KMT noch keinen ernsten Zwischenfall. Gemäß der von der amerikanischen Gesundheitsbehörde NIH durchgeführten TACT-Studie sind ernste Nebenwirkungen sehr selten. Hin und wieder kommt es nach der Behandlung zu einem Kältegefühl, Müdigkeit oder einem Brennen an der Infusionsstelle. Auch ein vermehrter Harndrang ist möglich. Selten leiden die Patienten an Unruhe, Kopfschmerzen und Übelkeit.

Bei Patienten mit Demenz, unbehandelter Herzinsuffizienz, Antibiotika behandelten Infekten und erhöhten Nierenwerten ist jedoch von einer Behandlung abzusehen. Für Menschen mit starken Herzrhythmus- und Leberfunktionsstörungen birgt die Therapie ebenfalls Risiken. Das gilt auch für Patienten mit Lungen-TBC und einem ausgedehnten Aneurysma (Aussackung eines Blutgefäßes). Frauen in der Schwangerschaft verzichten am besten auf eine Chelattherapie.

Therapie

Die Ausleitungstherapie erfolgt je nach Ergebnis des Mobilisationstests mit Calcium/Magnesium -EDTA oder DMPS alleine oder mit beiden Substanzen zusammen. Zur Unterstützung der Metallausleitung und Verbesserung der Freisetzung der Metalle aus dem Gewebe und der Bindung an die Chelatoren, kombiniere ich die Ausleitung mit zusätzlichen Infusionen (Procain, Glutathion, Vitaminen). Nach ca. 10 Ausleitungsinfusionen wird erneut ein Mobilisationstest durchgeführt. Die Anzahl der Therapiesitzungen richtet sich hierbei nach der individuellen Belastung.

Hinweis

Die hier vorgestellte Diagnose-und Behandlungsmethode ist ein Verfahren der naturheilkundlichen Erfahrungsmedizin, die nicht zu den allgemein anerkannten Methoden im Sinne einer Anerkennung durch die Schulmedizin gehört. Alle getroffenen Aussagen über Eigenschaften und Wirkungen sowie Indikationen des vorgestellten Verfahrens beruhen auf Erkenntnissen und Erfahrungswerten der jeweiligen Therapierichtung selbst, die von der herrschenden Schulmedizin nicht unbedingt geteilt werden.

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